4. März 2019

Bis ins Jahr 1467 reicht die Tradition der Villinger Fasnet zurück. Alljährlich am Fasnetsmontag startet der historischen Umzug und obligatorisch führte die Katzenmusik den Umzug an. Die Hauptfigur der Villinger Fastnacht, der Narro, hat diesen Namen erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Wie aus alten Ratsprotokollen ersichtlich, wurde der Narro als "Masquera" bezeichnet, das Narrolaufen als "Masquera-Laufen". Auch heute noch wird für den Narro der Name "Maschgere" im lokalen Sprachgebrauch angewendet, eine Bezeichnung, unter der man nicht nur die Gesichtsmaske, sondern die Gestalt des Narro schlechthin versteht (Text-Fortsetzung im Anschluss an die Bildergalerie). Der Umzug 2019 im strömenden Dauerregen !!

  • Die Altvillingerin - Begleiterin des Narro: Während ursprünglich das Fastnachtmachen reine Männersache war und Frauen oder auch Kinder bestraft wurden (z.B. durch Tauchen in einem Brunnentrog oder im offenen Stadtbächle), wenn sie maskiert angetroffen wurden, „wurde es zu Beginn des 19. Jahrhunderts dann nach und nach Sitte, dass die Frauen und Jungfrauen sich als weibliche Masken den Narros anschließen durften". Eine Figur, die mit wenig finanziellem Aufwand darzustellen war, denn in fast allen Haushalten waren damals die entsprechenden Utensilien weitgehend vorhanden. So auch die Tracht, die noch aus der vorderösterreichischen Zeit Villingens stammt. Über dem langen Kleid aus in sich gemustertem schwerem Seidenstoff trägt die Altvillingerin eine Schürze aus schillerndem Taft. Die im Regelfall goldgestickte, manchmal auch schwarze Radhaube, krönt die ganze Erscheinung und verleiht der Altvillingerin ein vornehm würdiges Aussehen. Zu den weiteren Accessoires gehören zwingend schwarze Spangenschuhe, weiße Strümpfe, weiße Handschuhe und oft schöner alter Granat-Schmuck. Die Altvillingerin begleitet bei Bedarf auch den „Narrosomen", sie schiebt die kleinen Maschgere und Mäschgerle in schön geschmückten alten Kinderchaisen (Kinderwagen) durch die Straßen.
  • Das Morbili - die Begleiterin des Stachi oder des Narro: Das Morbili ist eine weibliche Figur, die sich vor allem seit den 50er Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. Als Begleiterin des Stachi oder des Narro trägt sie die Kleidung wie die Altvillingerin. Von dieser unterscheidet sich das Morbili jedoch durch ihre Scheme und die Kopfbedeckung. Die Scheme, die ein altes Weiblein darstellt, wird von einem mit Blumen besetzten Spitzenhäubchen umrahmt. Die Figur ist mit ihrem spöttischen oder nachsichtigen Lächeln die ideale Ergänzung zum Surhebel. Wie die Altvillingerin tröstet das Morbili meist einen „Gestrählten" mit Süßigkeiten aus ihrem schön geflochtenen Deckelkörbchen (Krättle).
  • Der Butzesel - Ausgelassenheit und Unfug: Eine der ältesten Tiergestalten in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ist der Butzesel. Das Häs des Esels besteht aus einem Anzug, auf den „Plätzle", verschiedenfarbige Stoff-flecken in Schindelform, aufgenäht sind. Auf seinen Schultern trägt der Esel einen Pelzkragen, auf dem wiederum ein großer Eselskopf aufliegt. Der Butzesel „reitet" auf einem Fichten-Ast und er hat es mit seinem grimmigen, störrischen Getue meist auf die Damenwelt abgesehen. Getrieben mit lautem Peitschenknallen ihrer „Goaßeln" und bewacht wird der Esel von einer Gruppe (meist jüngerer) Stachi, in Villingen „Trieber" genannt. Diese sollen auf ihn aufpassen, damit er keinen Unfug anrichtet. Sollte es dem Esel jedoch gelingen, seiner Gruppe einmal auszu¬reißen und in eine Bäckerei, Metzgerei oder in eine Wirtschaft zu entkommen, so darf er dort essen und trinken, was er will.
  • Der Stachi - eine weitere wichtige Gestalt der historischen Villinger Fasnet: „Eine Abart des Narros" nannte einst Albert Fischer den Stachi, eine weitere wichtige Gestalt in der historischen Villinger Fasnet. Er trägt statt des Narrokittels und der Rollen eine Fuhrmannsbluse, hier Blauhemd genannt. Sein Gesicht verdeckt der Stachi nicht mit einer glatten, lieblichen Scheme wie der Narro, er trägt einen „Surhebel", eine individuell gestaltete Scheme, manchmal mit etwas derberen, meist aber mit allefänzigen, oft bärbeißigen oder spöttischem Aussehen. Statt des Narrosäbels kann der Stachi einen Tischbesen, einen Teppichklopfer oder einen Staubwedel in der Hand halten. Ein Requisit ganz besonderer Art ist die „Narroschere", ein beweglicher Scherenarm aus Holz, mit dessen Hilfe der Stachi versucht, den Zuschauern die Hüte vom Kopf zu holen und anderen Zuschauern aufzusetzen.
  • Der Wuescht - "Am Schluss do kummet diä Schönschte": Absolute Gegenstücke zu den imposanten Narros sind die Wueschte, die ebenfalls zu den Traditionsfiguren der historischen Fasnet in Villingen zählen. Angeführt werden sie vom „Wueschtvater", der eine Bärenscheme auf dem Kopf hat und die Wueschtfahne mit sich trägt. Die Bärenmaske ist neben dem Butzesel die zweite Tiergestalt in der Villinger historischen Fasnet. Bekleidet ist der Wuescht mit einem schäbigen, alten, abgewetzten und getragenen Narrohäs, das oftmals an vielen Stellen bereits geflickt ist. Seine Hose ist prall ausgestopft mit Stroh, sodass er kaum mehr laufen kann und dadurch mit seinem ungewöhnlichen Gang bei den Zuschauern am Straßenrand für viel Gelächter sorgt. Vor allem, wenn sich die ganze Truppe rennend in Bewegung setzt. Auf dem Rücken trägt der Wuescht ein breites, mit einer „Lumpendogge" (zerlumpte Puppe) und noch anderem Krimskrams individuell geschmücktes Holzbrett, das „Krätze" genannt wird.

hier geht's zum Homepage der Historischen Narrozunft Villingen 1584 e.V.