Juni bis Okt. 2010
Schon immer lag die malerische Weiler Kirche als ‘das’ Wahrzeichen von Owingen den ‘Aubengern’ besonders am Herzen; sie befände sich sonst nach über 850 Jahren nicht in einem so guten Zustand. Das Außergewöhnliche am "Weiler" ist, dass es im Laufe der Jahrhunderte fast keinen baulichen Veränderungen unterlag – große Ausnahme der Turm in Form einer ‘Welschen Haube’, die nach dem Einsturz am 4. August 1830 im Jahr 1913 neu aufgesetzt wurde. Wegen ihrer Einzigartigkeit fällt die Weiler Kirche als "Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung" unter den Paragraph 12 des Denkmalschutzgesetzes und ist damit namentlich im Denkmalbuch eingetragen. Das entspricht in Deutschland der höchstmöglichen Einstufung. Es gilt, diesen Zustand zu erhalten – also nicht das Umfeld zu verändern und die Kirche unnötig zu kommerzialisieren – und das heißt für mich auch, von der geplanten Außenbeleuchtung abzusehen. In dem Zusammenhang ein herzlicher Dank an alle Vereins-Mitglieder, die in der Hauptversammlung 2011 mit 42:11 Stimmen eindeutig gegen die geplante Außenbeleuchtung stimmten und sich für den Erhalt der Ursprünglichkeit des Weilers ausgesprochen haben.
Leider wurde in früheren Zeiten nur sehr wenig dokumentiert, so dass es in der Vergangenheit nur vereinzelt Hinweise auf Restaurationen gibt. So deutet die über dem Chorbogen angebrachte Jahreszahl 1598 mit den Initialen MR auf eine gründliche Instandsetzung der Kirche in diesem Jahr durch den damaligen Pfarrer Martin Rauch hin. Im oberen Teil beider Seitenwände des Langhauses befindet sich ein gut erhaltener Apostelfries, welcher 1740 von Dominikus Furr "al fresco" aufgemalt wurde. Zu dieser Zeit war die Weiler Kirche in einem sehr schlechten Zustand – und schon damals war es der Owinger Bevölkerung zu verdanken, dass die Abriss-Gedanken des damaligen Pfarrers schnell verworfen werden konnten. Als ganz großer Förderer des "Weiler" ist im letzten Jahrhundert auch Josef Riegger bekannt, der über 40 Jahre hinweg (von 1919 - 1959) Pfarrer von Owingen war. Ihm verdanken wir zudem sehr viele Fotografien aus diesen Jahrzehnten. Die letzte große Renovierung schließlich wurde in den Jahren 1978 bis 1982 vorgenommen.
Ab dem Jahr 2000 beschäftigte sich Annalies Keller intensiv mit der Geschichte der Weiler Kirche und machte in der Folge eigene Führungen in ihr, wobei sie viel bislang unlesbare Symbolik entschlüsselte. Sie erkannte auch die Notwendigkeit einer Restauration und war der Auslöser für die Gründung des Fördervereins Weiler-Kirche am 12. März 2007, dessen Vorsitz sie zunächst auch selbst übernahm. Der sog. "zweite Bauabschnitt" im Jahr 2010 mit den beiden Schwerpunkten: steinrestauratorische Arbeiten an den Längsseiten und komplette Restauration des Langhausdaches, umfasst ein Kostenvolumen von ca. 160.000 Euro und wurde Anfang Juni 2010 mit dem Aufstellen des Gerüsts in Angriff genommen. Zunächst wurden an den Außenmauern sämtliche Zementfugen entfernt und alle Steine samt Fugen und Ritzen von Schmutz und Unrat befreit. Anschließend wurden die betroffenen Mauerbestandteile durch nasses Abdampfen gereinigt.
Während das Gemäuer nun eine umfangreiche Trocknungsphase benötigte, begannen im Dachstuhl die Zimmermannsarbeiten der Firma Beck aus Grosselfingen. Hierzu wurde das Dach in Etappen geöffnet, die Ziegel gereinigt und die Sparren samt Lattung auf Schäden überprüft und im gleichen Zuge repariert. Ebenso wurden die porösen Kunststoff-Schindeln vollständig entfernt und durch Holz-Schindeln ersetzt. Im Rahmen der Holzboden-Reinigung konnten interessante Utensilien wie z.B. Glasscherben mit Einschlüssen aufgefunden werden, welche auf eine ältere Verglasung hindeuten. Nach dem Festigen der Steine und der Verfugung durch das Team des Haigerlocher Diplom-Restaurators Frank Eger, brachten diese zum Abschluss noch einen schützenden Biozid-Anstrich an. Ein Rottweiler Glaser-Unternehmen ersetzte das große Fenster an der Südseite des Altarraums - und zum guten Schluß brachte der Zimmermanns-Betrieb Beck die Sakristei durch Entschuttung und Neueindeckung auf Vordermann. Seit dem das Außengerüst am 25. Nov. 2010 entfernt worden ist, erstrahlt das Weiler im neuen Glanz. Und nach Abschluss der letzten Arbeiten im Innenraum und damit dem Erreichen des Förderverein-Zwecks, wurde dieser am 7. November 2011 im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung einstimmig aufgelöst.