Rock of Ages 2012 - Teil 2

27.-28. Juli 2012

Zeitungsartikel "Kunstwelt aus Zombies und Blut" aus dem Schwarzwälder Bote vom 30.7.12, danke an den Verfasser Peter Morlok:

"Und ewig grüßt das Rock-Hörnchen in der Regenjacke": Das imaginäre Tierchen war auch bei der siebten Auflage von "Rock of Ages" (ROA) überall zu sehen.Gleichzeitig Zeige- und kleiner Finger hoch und fertig ist das Erkennungszeichen der Rockfans aller Länder. Der Regen, der anscheinend zum ROA dazugehört wie die E-Gitarren und Schlagzeuge, der pünktlich zum verspäteten Beginn des Headliniers Alice Cooper orkanartig niederprasselte, störte die Fans jedoch nicht weiter, denn die besagte Regenjacke hielt einiges ab.

Beherrschten am Freitag noch Lyrik und Charisma von Bob Geldof und Fish und damit die eher leiseren Tönen das Festival, so ging es am Samstag musikalisch härter zur Sache.

Fast schon traditionell stieg man mit knackigem Rock von der Schwäbischen Alb, gespielt von der Band "Rebellious Spirit", in den zweiten Tag des Sommer-Open-Airs ein. Im Anschluss folgten die Schweizer "Maxxwell."

Mit "Reggatta de Blance" der Dienstältesten und bekanntesten einheimischen "The Police-Tributeband" ging es weiter. Der Text des Stückes "So Lonely" passte aber an diesem Tag nicht. Einsam waren sie auf keinen Fall, es standen genügend Leute auf der Seebronner Wiese herum, denn das Festival war zum ersten Mal in den sieben Jahren seines Bestehens ausverkauft. An beiden Tagen kamen jeweils 5000 Menschen. Die "Praying Mantis" überzeugten mit melodischem New Wave of British Heavy Metal und die große Ausnahmestimme der Rock- und Metalszene Jeff Scott Soto fegte wenig später, scheinbar getrieben von seinem außergewöhnlich guten Schlagzeuger, wie ein Derwisch über die Bühne.

Fast schon grotesk kabarettlastig war die Show von "The Tubes", die man getrost als die Altmeister des intelligenten Rock-Entertainments bezeichnen darf. Nina Hagen hat mit ihrer Coverversion von "Ich glotz TV" einen ihrer Hits bekannt gemacht. Zwei ganz besondere Highlights für die vielen Luftgitarristen im Publikum und die Fans von minutenlagen Gitarrensolos folgten hintereinander.

Mit zu den größten Juwelen des amerikanischen Hardrocks zählen die Oldies von "Y&T" und Axel Rudi Pell ist eine wahre Ikone in der Hard-Rock-Szene. Seine Show war nicht nur von den glasharten Riffs auf seinem Stratocaster geprägt, sondern auch von soviel pyrotechnischen Spezialeffekten, dass man auf das ROA-Feuerwerk, das immer am Schluss der Veranstaltung abgebrannt wird, fast hätte verzichten können.

Worauf aber niemand im weiten Areal verzichten wollte, das war der Auftritt von Alice Cooper. Munkelte man noch vor Beginn des Events aufgrund einer vom Veranstalter lancierten Falschmeldung, dass der Grusel-Rocker völlig ungeschminkt auf die Bühne kommen würde und wegen der Familienfreundlichkeit des Open-Air zudem auf seine Horrorshow verzichtet, so erlebten die vielen Besucher einen Auftritt, wie es ihn in der Geschichte des Festivals noch nie gegeben hat. "Es wird der Hammer", versprach Horst Franz dem ungeduldig wartenden Publikum – darunter auch ein paar ganz im Stil ihres Idols geschminkte Fans, die seit dem frühen Nachmittag an der selben Stelle der Absperrung standen, nur um ihrem Star nahe zu sein.

Als mit 45 Minuten Verspätung endlich der große Vorhang fiel und zeitgleich der sintflutartige Regen einsetzte, wusste aber auch der größte Skeptiker, dass sich jede Minuten des Wartens gelohnt hatte. Bombastische Requisiten waren im Hintergrund der Bühne aufgebaut und Mr. Cooper – natürlich geschminkt – und seine blutverschmierte Vampir-Band lieferte einen Gig ab, der seinesgleichen sucht. Vincent Damon Furnier, so heißt der Gruselrocker im wahren Leben, ging ganz in seiner Kunstwelt aus Zombies, Blut und Verletzung auf. Es war aber nicht nur die Scheinwelt auf der Bühne, die von Henkern, Maskenträgern und menschlichen Spinnen geprägt war, sondern auch die tolle Musik, die die Fans begeisterten. Der Song Nummer zwei der Setliste, "Brutal Planet", stimmt vielleicht für den Rest der Welt – für Seebronn auf gar keinen Fall.

Polizei, Feuerwehr und das DRK vermeldeten zwei ruhige Tage ohne Vorkommnisse und der Veranstalter strahlte ebenfalls vor Zufriedenheit. Der einzige Zwischefall, den die Polizei vermeldete: In der Nacht zum Samstag wurden auf dem Campingplatz beim Festgelände mehre Diebstähle verübt. Bislang unbekannte Täter entwendeten aus Zelten und Campingwagen vorwiegend Bargeld. Ansonsten wurden der Polizei keine Vorfälle bekannt.

Übrigens: das 8. Rock of Ages steigt am 26. & 27. Juli 2013.