30. Nov. 2017
Nachweislich seit weit mehr als 200 Jahren ziehen die Clausen in Dietingen (knapp 4.000 Einwohner, nahe Rottweil) eine Woche lang durchs Dorf und verteilen gute Gaben an alle Familien, die ihnen Einlass gewähren. Das "Clausen" findet alljährlich in der Woche vor dem Nikolaus-Tag am 6. Dezember statt und wird von den 18-jährigen Burschen durchgeführt: voran geht der hl. Bischof Nikolaus mit Flachsbart, Bischofsmitra, Krummstab, Chor-Bekleidung und umgehängtem Brustkreuz. Es folgen die Clausen, 6 bis 8 Stück, mit zylindrischen, oben gezackten Silberkronen, deren Gesicht weiß gepudert ist. Mit dabei ist auch ein Nussen-Weible mit Henkelkorb, welches sich für die Beschenkung der Familien verantwortlich zeigt. Mit ihren Peitschen durch die Strassen und Gassen gehen die Clausen voraus, die insbesondere vor den zu besuchenden Häusern mit lautem Knallen auf sich aufmerksam machen.
Die Vermummung war in früheren Zeiten der Obrigkeit stets ein Dorn im Auge. Es förderte bei den Untertanen die Keckheit unter dem Deckmantel der Unkenntlichkeit, etwas außer der Reihe zu tun, sowohl gegen das Volk, wie auch gegen die Obrigkeit. Hieraus entwickelte sich später auch das Fasnachtstreiben. Die herzoglich württembergische Landesordnung von 1515 verpflichtet "es soll keiner mehr in Butzenkleidern gehen mit verdecktem Angesicht" und das Jahresgerichtsprotokoll des Obervogts in Rottweil von 1794 stellt explizit fest "... Verbot des Clausens in Dietingen ..." In den späteren Jahrhunderten der Aufklärung hat sich dies jedoch wieder gelockert und konnte so bis zum heutigen Tage erhalten werden. Alle Beteiligten erfüllen ihre Rollen voller Stolz.