12. Jan. 2013

In Elzach (Krs. Emmendingen) laden die sogenannten "Rebellenzünfte" dieses Wochenende 12./13. Januar 2013 zum Narrentreffen: Der Viererbund Elzach, Oberndorf, Rottweil und Überlingen feiert Narrentag. Das Ereignis findet nur alle paar Jahre statt. Die Grobstruktur sieht einen 4-jährigen Zyklus vor. Das heißt, dass jede der vier Zünfte alle 16 Jahre einen Narrentag organisiert. 2013 wird in Elzach gefeiert. Genau vor 60 Jahren, anno 1953, hatten die Zünfte aus Rottweil, dann Elzach und Überlingen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, deren Vorgänger Organisation 1924 von 13 Zünften (darunter Rottweil, Elzach und Oberndorf) gegründet worden war, den Rücken gekehrt, um gegen staatliche Reglementierung und Fastnachtsverbote geschlossen auftreten zu können. Vor allem zwei Gründe waren ausschlaggebend: Dass sich inzwischen eine Vielzahl von Zünften auch ohne traditionelles Brauchtum in der Vereinigung tummelten, war den "Aristokraten" ein Dorn im Auge. Auch die Vielzahl der Narrentreffen, bei denen Präsenz erwartet wurde, sei der eigenen Fastnacht abträglich. Als man sich dann auch noch mit dem Gedanken trug, dem Bund Deutscher Karneval beizutreten, war das Maß voll. Aus den Aristokraten wurden Rebellen. Auch Villingen wandte sich ab und feiert die Fastnacht seither für sich alleine. Elzach, Überlingen und Rottweil bildeten einen Dreierbund und feierten 1958 den ersten Narrentag. Im selben Jahr trat auch Oberndorf aus der Vereinigung aus.

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Die "Badische Zeitung" schreibt in ihrem Artikel "Die Nacht der rebellischen Narren" vom 14.1.13 folgendes: "Dampf strömt aus der Nase des Schuttig. Sein holzgeschnitztes Gesicht gleicht einer Bärenfratze und verbreitet Gänsehaut in Elzachs eisiger Nacht. Mit schwingender Saublodere zieht er im Fackelschein durch die Hauptstraße. Wie ein Wahnsinniger umkreist er das lodernde Feuer vor der Sankt Nikolaus Kirche. Ein archaischer Anblick, wären da nicht die tanzenden Narren in den nahen Gasthäusern und Buden, die längst auf den Tischen stehen und "Joana, du geile Sau" grölen. Am Wochenende hat der Viererbund sein Unwesen in dem kleinen Luftkurort getrieben – und die Elzacher Narrenzunft hat als Gastgeber daraus eine große Feier gemacht. Tausende Menschen, darunter allein 3500 Narren, lockte das Ereignis ins Elztal, denn die vier beteiligten Zünfte machen sich rar. Nur alle drei bis vier Jahre treffen orangenverteilende Schantle aus Oberndorf, karbatschenschwingende Hänsele aus Überlingen und der Rottweiler Federahannes mit dem Schuttig zusammen. In Elzach war das zuletzt 1999 der Fall. Die vier Zünfte werden auch als Rebellen angesehen. In den 1950er-Jahren traten alle aus der "Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte" aus und machten fortan mit dem Narrentag ihr eigenes Ding. Nicht zuletzt, um das Brauchtum zu bewahren und die traditionelle Fasnet vor der Karnevalisierung zu retten. Ein Höhepunkt des zweitägigen Narrentreibens in Elzach ist der Fackelumzug am Samstagabend.