27. Okt. - 22. Nov. 2013

Von La Paz (Bolivien) nach Buenos Aires (Argentinien) und davor noch ein kurzer Stop in Miami - so lautete die Reiseroute unserer Südamerika-Trips 2013. Mit American Airlines ging's von London nach Miami, und wenn man schon mal auf der Strecke ist, sollte man sich die City sowie die 60 km südlich davon entfernten Everglades mit Krokodilen & Alligatoren nicht entgehen lassen. Nochmals weitere 6 1/2 Stunden sind's bis nach La Paz, der auf 3.500 Meter hoch liegenden Hauptstadt von Bolivien. Gigantische Morgenstimmung bei unserer Ankunft auf dem über 4.000 Meter liegenden Flughafen El Alto - der Kessel von La Paz und im Hintergrund der 6.439 Meter hohe Hausberg Illimani. La Paz an sich ist ein riesengroßer Markt und wir wohnten mit unserem Hotel Milton direkt im Zentrum davon. Zu allererst buchten wir unsere geplanten Ausflüge um La Paz über den Tour Operator Richard A. Rojas Elimore, dessen Büro wir zufällig auswählten und das einem Sechser mit Zusatzzahl entsprach.

Die erste Tagestour führte in den 30 km südöstlich liegenden Palca Canyon, um uns erst einmal für diese Höhe zu akklimatisieren. Herrliche Felsformationen in einer ländlichen Gegend mit Ackerbau und Viehzucht wie vor 50 Jahren. Abends wieder zurück in der 800.000 Einwohner Metropole, wo es nur steil abfallende und steil ansteigende Straßen gibt. Atemberaubend der Ausblick aus unserem Hotelzimmer im 5. Stock und pausenloser Lärm aus den Gassen um das Hotel. Beeindruckend die Basilika San Francisco. Faszinierend die fast unzähligen Marktstände, bei denen man wirklich alles kaufen kann. Bedingt durch das Allerheiligen/Allerseelen-Wochenende wurden zahlreiche Blumen angeboten. Nicht fehlen durften Kartoffeln, von denen es in Bolivien über 250 verschiedene Sorten gibt! Die Bolivianerinnen lassen sich übrigens gar nicht gerne fotografieren.
    Unser nächster Trip führte uns an Allerheiligen zum Huayna Potosi, einem 6.088 Meter hohen Berg in der Cordillera Real, 2 Stunden von La Paz entfernt und im Zongo-Tal liegend. Impossant der einsam am Fuße des Bergs liegende Friedhof mit kleinen Häuschen. Der Walk auf knapp 5.000 Meter ging bis zu der Gletscherzunge und passend zum Fotoshooting, riss der bewölkte Himmel für ein paar Minuten auf. Gigantisch! Mein erstes, persönliches Superhighlight war der sog. "Todos Santos" an Allerseelen - einer der wichtigsten Tage in Bolivien. An dem Tage nämlich besuchen die Bolivianer ihre verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof zum Picknick in fröhlicher Art. Dementsprechend ging's auf und um dem Zentralfriedhof von La Paz wie auf dem Jahrmarkt zu. Speziell zu diesem Feiertag gibt es schon tagelang vorher das sog. Todos Santos Gebäck - eine Art von süßem Brot sowie Spritzgebäck, das überall zum Kauf angeboten wird. Unglaublich beeindruckend die freudige Stimmung auf dem Friedhof. Die an die Wiedergeburt glaubenden Bolivianer gehen an diesem Tage von dem Besuch der guten Geister bei ihren verstorbenen Angehörigen aus und genießen deshalb dieses Fest als ganz besonderen Feiertag mit Essen, Bier und Wein sowie allem, was das Herz begehrt. Als zweite Station besuchten wir im Anschluss noch einen kleineren, am Stadtrand etwas abgelegenen Friedhof. Hier spürte man deutlich den fortgeschrittenen Zustand und die durch Alkoholkonsum zugenommene Lockerheit. Auch hier war's hochinteressant - aber wir waren die einzigen Touristen weit und breit und verzogen uns deshalb wieder zügig.
   

Nach vier Tagen Großstadt fuhren wir mit einem Kleinbus in Richtung Yungas, um dort in der 56 km entfernten Kleinstadt Coroico einen Abstecher zu machen. Hier wurde der Todos Santos drei Tage lange gefeiert, so dass wir am Wasserfall von einer Art Katzenmusik beschallt wurden. Die Yungas sind bekannt durch die lange Zeit gefährlichste Straße der Welt (Death Road), die erst 2006 durch den Bau einer neuen Strecke entschärft wurde. Unser erstes, richtiges Abenteuer dieser Tour stand mit der 16-stündigen Busfahrt von Coroico in die Dschungel-Stadt Rurrenabaque an: ein echter Ritt per Allrad-Bus über eine 450 km lange Schlamm- und Rüttelpiste. Keine Toilette im Bus und genau zwei Stops während der gesamten Fahrt. An schlafen nicht mal zu denken! In Rurrenabaque Weiterfahrt mit dem Boot auf dem Rio Beni in Richtung Dschungel-Lodge von Incaland-Tours. Hier zeigte uns Guide Rene zunächst die verschiedenen Pflanzen und Papageien-Brutstätten, bevor wir zum Dschungel-Nachtwalk aufbrachen. Der knisterte vor Spannung und hatte es in der Tat in sich. Wir waren platt von der bunten Vielfältigkeit des Dschungels - und vor allem, was unser vom Urwald abstammender Führer Rene so alles entdeckte. Raupen, Insekten, Glühwürmchen, getarnte Spinnen, aber auch Lebewesen in der Metamorphose sowie einer eher gruseligen Tarantel. Und natürlich jeder Menge Pflanzen, die wir ebenso wenig berühren sollten wie die ganzen Viecher während des gesamten Walks.
    Selten so geschwitzt, was nicht nur an der tropischen Hitze und den plagenden Moskitos gelegen haben dürfte. Am nächsten Tag folgte ein 3-stündiger Walk durch den Dschungel, bei der wir Wildschweine, Affen, Urwald-Eichhörnchen, Colibris und andere Tiere beobachteten. Unterwegs auf den Spuren von Tapiren und Pumas - letztere bekamen wir (zum Glück) nicht zu Gesicht. Ziemlich komfortabel setzten wir unsere Reise per Kleinflugzeug von Rurrenabaque nach La Paz fort, von wo uns der Nachtbus in 11 Stunden nach Uyuni beförderte. Dieses am größten Salzsee der Erde auf einer Höhe von 3.650 Meter hoch gelegene Städtchen hat ein ganz besonderes Flair. Angefangen beim Cementerio de los Trenes, einem riesigen Zugfriedhof, wo uralte Loks im Laufe der nächsten Jahrzehnte dahin rosten. Eigentlich könnte man sie zu wertvollen Rohstoffen zusammen schmelzen, doch dafür fehlt das Geld. Völlig beeindruckend der 10.000 qkm große Salzsee, der sich auf eine Fläche von 160 x 135 Kilometer erstreckt und zwischen 2 und 7 Meter dick ist. Hier schlummern geschätzte 10 Milliarden Tonnen Salz. Über Colchani, wo kurz die Salzherstellung erklärt wird, donnerten wir per Toyota Landcruiser Jeep zum Salzhotel, das von weltweiten Flaggen salutiert wird. Die Landschaft scheinbar unendlich weit - in der Ferne erkennen wir den Vulkan Tunupa, den wir am nächsten Tage besteigen wollen.

Der Salar de Uyuni eignet sich nicht nur für ein sonniges Picknick, sondern auch für außergewöhnliche Trickfotos, bei der die Unendlichkeit bildbestimmend wird. Dadurch wirken wir im Vergleich zum Pink Panther geradezu winzig, winke ich aus einer Banane heraus oder kämpfen wir gegen einen Dinosaurier in der Wüste. Ein weiteres Abenteuer planten wir für den 7. November mit der Besteigung des 5.431 Meter hohen Vulkans Tunupa, weshalb wir uns Tags zuvor in der kleinen Gemeinde Coquesa absetzen ließen und dort zunächst die Gegend erkundeten. Abends dann ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni - allerdings muss man sich hier richtig sputen, denn die Sonne rast förmlich gegen den Erdboden. Herrlich die Flamingos, die sich in dem roten See spiegeln. Frühmorgens um 4 Uhr sind wir die Ersten, die sich bei absoluter Dunkelheit auf die Socken machen. Angeführt von unserem Führer Franz, der ohne jegliches Licht voraus geht und dem wir mit unseren Stirnlampen den richtigen Weg ausleuchten. Zu dem Zeitpunkt war's noch richtig schön frisch, aber spätestens mit dem Sonnenaufgang erhitzte sich die Luft ziemlich schnell und der steile Aufstieg brachte uns gewaltig ins Schwitzen. Auf den letzten Aufstieg am roten Grat verzichtete ich gerne, denn hier lautete das Motto "ein Meter vor und zwei zurück", und beobachtete stattdessen Michael & Führer Franz durch das Teleobjektiv, wie sich diese förmlich an dem Geröll-Hang nach oben kämpften - und natürlich auch ankamen. Der Abstieg war weitaus entspannter und hier durften wir noch die Grotte mit mehreren über 3.000 Jahre alten Mumien sowie die Dorfkirche von Coquesa besichtigen. Nach einem eiskalten Cerveza fühlten wir uns förmlich wie neu geboren.
    Am Nachmittag wurde die eigentliche Salar-Tour mit dem Besuch der sagenhaften Kakteen-Insel Inchuasi fortgesetzt, wo es bis zu 20 Meter hohe Kakteen mit einem Alter von mehr als 1200 Jahren zu bestaunen gab. Und das direkt in der Salzwüste - fast gar unglaublich! Doch damit war der Tag noch längst nicht zu Ende, denn es folgte jetzt noch eine 2-stündige Fahrt nach St. Juan, einem winzigen Nest an der Grenze zu Chile, wo die Nacht in einem kleinen Salz-Hostal verbracht wurde. Auch hier stellten sich mir als Friedhofs-Freak die Nackenhaare, denn das kleine Friedhöfchen mit der malerischen Glockenturm-Kirche war durch den Feiertag Todos Santos wenige Tage zuvor so richtig heraus geputzt worden - und wartete förmlich darauf, von mir fotografiert zu werden. Nach einer Nacht im beheizten Zimmer stand der dritte Tag (von insgesamt vieren) der Salar-Tour an. Vorbei am Salar de Chiquna, ging's zu einem Mirador und von dort aus zur Laguna Canapa, bevor das Mittagessen in einer 4.574 Meter hohen Schlucht eingenommen wurde. Fasziniert sind wir von der wunderbaren Landschaft mit zahlreichen, bunten Vulkanen, Flamingos, Lamas und Vicunas - sowie einer ständig variierenden und atemberaubenden Landschaft, die ohne Allrad-Antrieb überhaupt nicht befahrbar wäre. Einmalig die Vegetation mit Steppengras und Fels-Formationen, wie wir sie selten zuvor gesehen haben. Und das alles in einem relativ kompakten Gebiet unweit der Atacama-Wüste.

Fortsetzung über die zweite Galerie meines Südamerika-Trips unter "Fotografie" - "Reise".