31. Okt. bis 27. Nov. 2005

Mit der Airline LAN geht's zusammen mit meinem langjährigen Kumpel & Reise-Spezi Jungle-Mike über Santiage de Chile direkt an's Ende der Welt nach Punta Arenas, wo wir am 1. November eine völlig anderes Allerheiligen erleben: die Familien besuchen dort nämlich ihre Verstorbenen voller Freude auf dem Friedhof und feiern mit ihnen diesen Tag in Picknick-Art. Nach kurzer Akklimatisierung und einem Besuch der Magellan-Pinguine richten wir unsere Rucksäcke für das bevorstehende, erste Highlight: einer Tour auf eigene Faust durch den einzigartigen Naturpark Torres del Paine. Wir gehen das traditionelle "W" von hinten her an und staunen nach einer verregneten Busfahrt am Lago Grey über Guanacos, die grandiose Landschaft und die ersten Eisberge.

Mit dem roten Schiff geht's vorbei an Gletscherwänden zur Refugio Grey, wo wir die erste Nacht in der voraus gebuchten Hütte in malerischer Kulise verbringen. Getreu dem Motto "wenn Engel reisen" scheint am nächsten Tag die Sonne und die begleitete uns während unseres gesamten Trips in Patagonien! Am nächsten Morgen sind wir zeitig auf und folgen der klaren Wegmarkierung in Richtung Refugio Paine Grande. Den Nachmittag erleben wir in Form eines Natur-Foto-Shootings mit typischer Landschaft und einer Eule (nicht aus Athen) - einfach gigantisch! Einen "kurzen Abstecher" ins Valle de Frances lassen wir nicht aus und erklimmen nach einem gewaltigen Aufstieg durch teilweise unwegsame Landschaft nach knapp 3 Stunden im Galopp den Mirador oberhalb des Compamento Britanico. Der Ausblick nach oben als auch nach unten grandios. Wunderbar war's dann am Abend, die Beine in der Refugio Cuernos hoch zu legen.

Am nächsten Tag wieder topfit, marschieren wir in 5 Stunden zur Refugio Chileno - und galoppieren von dort aus nach kurzer Stärkung zu den sagenumwobenen Torres mit stahlbauem Himmel. Der erste Teil unseres Trips war ein Volltreffer, insgesamt 75 km Fußmarsch liegen hinter uns und bislang alles perfekt gelaufen! Ein letzter Blick zurück zu den Cuernos - dann geht's über Puerto Natales per Bus durch die patagonische Prärie nach El Calafate, dem Ausgangspunkt zum Perito Moreno Gletscher. Relativ komfortabel und spottbillig sind die Fahrten mit dem Transportmittel Nummer Eins - und fast jeder der Busfahrer jongliert sein Gefährt voller Leidenschaft. Patagonien tangiert übrigens Chile und Argentinien - und so befinden wir uns jetzt erstmals während unseres Trips auf argentinischem Boden. Natürlich sind auch wir vom riesigen Perito Moreno Gletscher begeistert, der in unregelmäßigen Abständen kalbt und bei dem jeder Abbruch ein kleines Spektakel darstellt.

So schön, wie die argentinische Flagge in der Sonne strahlt, so ähnlich schauten wir drein. Denn wir hatten uns vor der Reise auf typisch patagonisches (Sau-)Wetter eingestellt - und erlebten genau das Gegenteil. Weil spontanes Reisen in Patagonien nicht möglich ist, planten wir bereits hier im Reisebüro von "Freddy" unsere Weiterfahrt. Davor machten wir allerdings noch einen Abstecher in Richtung El Chalten, dem Ausgangspunkt zu den gigantischen Bergmassiven von Fitz Roy und Cerro Torre. Auch hier war die Fahrt mit dem Bus spektakulär und in der Gringo-Bar auf halber Strecke fühlte man sich wie im "Wilden Westen". Spät in der Nacht in El Chalten angekommen, waren wir am anderen Morgen sehr gespannt auf das Bergmassiv mit Fitz Roy und vielleicht Cerro Torre - denn auch hier war das Wetter das Zünglein an der Waage. Am 11.11. um 11.11 Uhr den Fitz Roy vor Augen - und mit Flechten-Bärten bereits eingestimmt auf den Karneval.

Der 3.406 Meter hohe Granitberg Fitz Roy ist eine der Haupt-Attraktionen im Nationalpark Los Glaciares und selbstverständlich war der 5-stündige Walk zum Gletscher-See ein echtes Vergnügen. Der Rückmarsch zog sich dann allerdings gewaltig und so waren wir froh, als wir am Abend wieder Hugo's Hütte erreichten. Wegen seiner steil aufragenden, glatten Granitwände und den extremen Wetterbedingungen, gilt der 3.133 Meter hohe Cerro Torre als einer der schwierigsten und zugleich schönsten Gipfel der Welt. Spektakuläre Natur und kaum eine Menschenseele unterwegs - das ist charakteristisch für Patagonien.

Auf der 4-stündigen Rückfahrt mit dem Bus nach El Calafate begleitete uns plötzlich ein knalliger Regenbogen und von da an ging's im Bus zu wie bei einem familiären Fotoshooting. Mit ein paar Schlaf-Cervenzas überbrückten wir die verbleibenden Stunden in der "Eule", bevor unser Mega-Bus-Trip durch Patagonien begann. Um 3 Uhr in der Frühe startete der Doppelstock-Bus und auf kerzengerader Strecke fuhren wir mit MP3-Musik im Ohr, durch atemberaubende Landschaft nach Rio Gallegos. Ein echtes Wolken-Schauspiel, zwischendurch ein paar Regentropfen - und dann wieder blauer Himmel und den Horizont vor Augen. Über Com. Rivideria donnerte der Bus über eine Schlaglochpiste bei Vollmond durch die Nacht - und nach 1.000 km am Stück erreichten wir frühmorgens Bariloche, ein kleines Ski-Paradies in Argentinien.