Die Eyach - ein Blick zurück in die Vergangenheit - fotografisch dokumentiert von 1900 bis 1960

Die Eyach, die an den meisten Tagen im Jahr friedlich durch die Talauen fließt, war bis vor wenigen Jahrzehnten das größte Sorgenkind der Gemeinde Owingen. Das Hochwasser ging im Unterdorf oft bis zur Höhe der heutigen Hofstraße. In der "inneren" Mühle musste in solchen Fällen das dort lagernde Holz mit Ketten festgebunden werden, damit es nicht fort geschwemmt wurde. Wenn man die Liste der Überschwemmungs-Jahre analysiert, dann sind es eigentlich nur sehr wenige Jahre, an denen die Eyach nicht für Hochwasser sorgte: Eine große Überschwemmung gab es nach alten Berichten im Jahr 1744. Im Jahr 1824 trat die Eyach auch wieder über die Ufer und erfasste das Fuhrwerk von Dominikus Welte aus Erlaheim. 1831 ist die Eyach fünf Mal aus ihrem Bett heraus getreten.

1834 wurde die Eyach in Kappenäcker und Unter Gutensteig abgegraben. Im Jahr 1838 wurde die Vicinalstraße nach Stetten gebaut. Im Zuge dieses Ausbaues soll auch die erste Brücke über die Eyach erstellt worden sein. Bis dahin hatte es nur eine Furt gegeben. 1851, 1881 und vor allem 1895 waren schwere Hochwasserjahre. Anhaltende Gewitter mit schwerem Regen Anfang Juni 1895 ließen die Eyach mächtig anschwellen. Ungeheuere Wassermassen schossen zu Tal. Hierbei wurde auch die alte Weiler-Brücke weg gerissen. In Balingen ertranken 11 Menschen, weitere 30 in den der Eyach angrenzenden Gemeinden. Auf dem Balinger Friedhof sollen sogar Särge heraus geschwemmt worden sein, die dadurch flußabwärts getrieben wurden.

Die 1905 beim Weiler gebaute Brücke (beim ersten Bild dürfte es sich um die Bauarbeiter handeln) steht heute noch, während die baugleiche Brücke (etwa auf Höhe der heutigen Einmündung Eyachstraße / Eyachwasen) im Unterdorf bei der Eyachkorrektur 1959 gesprengt worden ist. Die immer wiederkehrenden Überschwemmungen in den Jahren 1936, 1937, 1938, 1940, 1946, 1952, 1953, 1954 und 1955, die jeweils das Bachbett zerstörten, veranlassten die Gemeinde Owingen, an höheren Stellen auf einen ausreichenden Ausbau zu drängen. Mit Erfolg - denn von 1956 bis 1959 konnte so die "große Eyachkorrektur" umgesetzt werden. Dabei wurde die Eyach begradigt und mehrere Stauwehre eingebaut.

Das Ende der Baumaßnahme wurde am 18. Sept. 1959 gebührend mit einem "Wasserfest" gefeiert. Nach der Begehung der Baustelle vom Friedhof bis zum Stettener Wehr war die gesamte Einwohnerschaft in das Gasthaus Engel eingeladen und pro Person wurden 3 Biermarken ausgegeben. Heute erinnert nichts mehr an den alten Eyachverlauf, der von der "inneren" Mühle, vorbei am Gebäude Rössler (zuvor stand an diesem Platz das Haus des "Brucken-Resle") und der Eyachtalhalle, zur "äußeren" Mühle führte. Das historische Bildmaterial stammt von Hr. Pfarrer Josef Riegger (1919 - 1959), Alfons Hebrank (Sprengung der Eyachbrücke) und Josef Weißhaar (Bade-Stimmung) - danke!